Heimisches Holz lässt sich bestenfalls noch kostendeckend verkaufen

Gewinne erzielt es nicht.

Borkenkäfer und Trockenheit setzen dem Forst zu

Borkenkäfer und Trockenheit machen dem heimischen Wald schwer zu schaffen. Wermelskirchens Waldbauern sprechen gar von einer Katastrophe. „Der Wald ist nichts mehr wert“, sagt Oskar Lambeck, der unter anderem in Friedenberg im Bereich der Grenze der Wermelskirchen-Dhünn zu Hückeswagen Forst besitzt.

Der 80-Jährige, der in Wermelskirchen-Löh aufwuchs und in Hückeswagen lebt, ist ein erfahrener „Hase“: Seine ersten Bäume pflanzte er 1957 und nennt heute 50 Hektar Wald sein eigen – davon rund 50 Prozent Nadelholz. Die Trockenheit spielt dem Borkenkäfer in die Karten, denn beispielsweise die heimische Fichte, der „Brotbaum“ des heimischen Waldbauern, wie Lambeck feststellt, wehrt sich gegen den Schädling mit Harz. Hat der Baum zu wenig Wasser, kann er kaum Harz produzieren. Auf ein weiteres Problem weist der Vorsitzende der Wermelskirchener Forstbetriebs-Gemeinschaft (FBG), Robert Schmitz, hin: „Sind die Bäume trocken, sind sie anfälliger dafür, vom Sturm umgeworfen zu werden.“

Die Folgen

Die Folge aus Waldschäden durch Borkenkäfer, Trockenheit und Sturmschlag: Der Markt ist überfüllt mit Holz, der Preis im sprichwörtlichen Keller. „Gab es vor vier Jahren noch etwa 80 bis 100 Euro für einen Festmeter gutes Stammholz, sind es jetzt noch 25 bis 30 Euro“, rechnet Robert Schmitz exemplarisch vor. „Davon gehen Kosten von 20 bis 30 Euro für Bearbeitung und Vermarktung ab.“ In Nordrhein-Westfalen befände sich durch Schadholz die 15-fache Menge des ansonsten üblichen Holz-Einschlags auf dem Markt. Damit werde ein über Generationen angelegter Plan zu einem Plus-Minus-Null oder gar Minus-Geschäft, beobachtet der 60-Jährige: „Das ist schlimm. Und kein Experte weiß derzeit, welche Bäume angesichts des Klima-Wandels sinnvoll neu angepflanzt werden sollen.“ Keiner könne sagen, welche Entwicklung in den kommenden zehn Jahren einsetzt: „Aber Bäume pflanzen wir, die mit 50 bis 100 Jahren erntereif sind.“

Zumindest dem Borkenkäfer will Oskar Lambeck zu Leibe rücken. Er hat sieben Fallen aufgestellt, die die Schädlinge mit Duftstoffen anlocken. „Vor Jahren waren diese Fallen normal, aktuell scheinen die aus der Mode gekommen zu sein“, sagt Oskar Lambeck und schüttelt den Kopf: „Ich kann beweisen, dass sich etwas machen lässt.“ Um Fakten zu schaffen, hat er extra 500 Borkenkäfer aus einer Falle per Hand abgezählt und in einer Apotheke, die über entsprechend feinfühlige Waagen verfügen, wiegen lassen. „500 Käfer sind 4,4 Gramm.“ Und weiter: „Ich habe in einer Woche 74 Gramm gefangen, also etwa 10.000 Stück.“ Gehe man von drei Borkenkäfer-Brutzyklen pro Jahr aus, die jeweils eine Vermehrung um das Zehnfache bedeute, könne man sich vorstellen, dass die Fallen eine Wirkung haben. „Alles ist doch besser, als nichts zu machen“, ist Lambeck sicher: „Wir könnten Millionen von Käfern mit den Fallen fangen und so den Druck vom Wald nehmen.“

Oskar Lambeck blickt auf einen Stapel geschlagener Holzstämme, die am Wegesrand liegen und dadurch keine bessere Qualität bekommen: „Da müsste vor allem die Rinde abgeschält werden, denn darunter sitzt noch der Borkenkäfer.“ Solche Baumstapel würden dem Waldbesitzer eigentlich „Tausende von Euro“ bringen. Derzeit jedoch gar nichts. Als Besitzer eines kleinen Säge-Werks, was die meisten Waldbesitzer nicht haben, will sich Lambeck selbst helfen: „Ich säge mein geschlagenes Holz, lagere es ein und warte mit dem Verkauf, bis der Markt bessere Preise hergibt.“

Wie Robert Schmitz erläutert, gehören der FBG vor allem Kleinst-Waldbesitzer an. Deren Vorteil sei zumindest, dass sie nicht auf den Ertrag aus dem Wald finanziell angewiesen sind, was vielerorts in Deutschland anders aussähe. Dennoch: Ein Wald verursacht Kosten, besonders wenn es um die Verkehrssicherheitspflicht der Besitzer geht. „An der K18 ist ein Waldstück am Hang komplett trocken. Die Bäume könnten irgendwann auf die Straße fallen.“ Also müsse der Waldbesitzer diesen Wald abholzen, womit die nächste Vollsperrung der K18 zu erwarten sei: „Das beauftragte Unternehmen hat angekündigt, dass es die Rodung aus Sicherheitsgründen nicht ohne Straßensperrung vornehmen will.“

Wie Schmitz sagt, was China zuletzt der Haupt-Abnehmer für heimisches Holz, das die Waldbesitzer über ihre Verwaltungsfirma „Holz-Kontor“ an die Sägewerke verkauften. „China war für den hiesigen Holz-Markt ein Ventil. Durch Corona ist diese Nachfrage eingebrochen.“

Die Schäden in Wäldern an Südhängen ist übrigens größer, da es dort eher an Feuchtigkeit fehlt. Oskar Lambeck mahnt zum genaueren Hinsehen: „Es gibt untrügliche Zeichen für Borkenkäfer-Befall. Der Baum harzt stark und am Fuß des Stamms ist jede Menge Bohrmehl zu sehen. So ein Baum muss eigentlich direkt geschlagen und verwertet werden, denn im nächsten Jahr ist er dürr und die Holzqualität zunichte.“ Er könne gar nicht so viel sägen, wie ihm Holz im Wald „kaputt gehe“, betont Oskar Lambeck und sieht in erster Linie den Borkenkäfer als Verursacher der Schwemme von Holz auf dem Markt: „Es ärgert mich maßlos, dass niemand etwas gegen den Schädling unternimmt. Ich glaube, ich schicke demnächst eine Tüte mit Borkenkäfern an die Politiker.“

Quelle:

https://rp-online.de/nrw/staedte/wermelskirchen/wald-in-wermelskirchen-borkenkaefer-und-trockenheit-sind-ein-problem_aid-51439051